ESG-Rating: Wie geht das?

Nachhaltig sein Geld anlegen und zusätzlich zu einer guten Rendite auch noch ein gutes Gewissen haben, wer möchte das nicht? Sozialverantwortliches Investieren (SRI: Socially Responsible Investing) oder auch ESG-Investing (Environmental, Social, Governance) sind populär wie nie zuvor. Ständig kommen neue Anlagemöglichkeiten auf den Markt, die den Anspruch haben, nachhaltig zu investieren, zum Beispiel nachhaltige ETFs, die praktisch alle Banken und Fondsanbieter mittlerweile im Programm haben. Entscheidend für den Anleger ist natürlich, ob auch wirklich ESG drin ist, wenn ESG draufsteht.

Für die SHS ist das Thema ESG oder sozialverantwortliches Investieren kein Neuland. Die SHS investiert als Private-Equity Unternehmen seit fast 30 Jahren nach ethischen Standards, wie SHS-Geschäftsführer Hubertus Leonhardt in einem Interview betont. Wie wichtig das Thema für die SHS ist, unterstreicht auch die Mitgliedschaft in der Finanzinitiative der Vereinten Nationen: PRI (Principles for Responsible Investing)

Das Thema ESG ist bei der SHS institutionell fest verankert in einer verbindlichen ESG-Policy, über deren Einhaltung der SHS-ESG-Beauftragte wacht. Die SHS-Anleger erhalten regelmäßig einen ESG-Report. Neue Beteiligungen werden im Rahmen der Due-Diligence-Prüfung nach ESG-Kriterien durchleuchtet und bewertet. Die SHS setzt dazu das Analysetool des europäischen VC/PE-Verbandes Invest Europe ein, das auf den Healthcare-Bereich adaptiert wurde. Die SHS macht in Sachen ESG keine Kompromisse und weiß, dass dies ganz im Sinne der Anleger ist, die in die SHS-Fonds investieren.

ESG-Rating: Wer macht das eigentlich?

Aber wie können Anleger, zum Beispiel in große Publikumsfonds, sicher sein, dass ihr Fonds-Sparplan wirklich ESG-Kriterien erfüllt? Hier hilft das ESG-Rating weiter, das zum einen von Banken, vor allem aber von ESG-Rating-Agenturen vergeben wird.

Bei allen Arten von Ratings im Finanzsektor geht es um die Einstufung eines Fonds, eines Unternehmens, einer Aktie usw. anhand bestimmter, vorher definierter Kriterien. Das bekannteste Rating ist sicherlich das Bonitätsrating, das Aufschluss darüber gibt, ob ein Emittent (wie zum Beispiel ein Staat, der Anleihen begibt) seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann. Je besser das Rating, desto größer die Attraktivität einer Anlage oder eines Emittenten. Ratings werden in der Regel von den Banken selbst vergeben oder aber von speziellen externen Ratingagenturen, von denen die bekanntesten, Moody’s, Standard & Poor oder Fitch, weltweit anerkannt sind. Die Notenskala bewegt sich üblicherweise von AAA bis D. Bei letzterem ist der Zahlungsausfall meist schon eingetreten.

ESG-Rating-Agenturen

Auch in Bezug auf ESG-Ratings gibt es bankeninterne und externe Ratings. Letztere werden von Ratingagenturen vergeben, die sich auf die Bewertung von nachhaltigen Anlageprodukten nach ESG-Kriterien spezialisiert haben. Die bekanntesten ESG-Ratingagenturen sind: MSCI ESG, Sustainalytics (gehört seit 2020 zur Ratingagentur Morning Star), Vigeo Eiris (gehört seit 2019 zur Ratingagentur Moody’s), RobecoSAM (2019 von der Ratingagentur Standard & Poor übernommen) und ISS ESG. Eine in Deutschland gegründete ESG-Ratingagentur ist die oekonom research, die seit 2018 ihre Leistungen als Teil der ISS ESG anbietet. Im Jahr 2020 übernahm die Deutsche Börse AG 80 Prozent der Anteile an der ISS ESG.

Während die „normalen“ Ratingagenturen unter Aufsicht der europäischen Wertpapieraufsicht „European Securities and Markets Authority (ESMA)“ und den Behörden der Mitgliedsstaaten stehen, gibt es bisher für die ESG-Ratingagenturen noch keine europäische Aufsicht. In Sinne der Anleger wäre dies sicherlich wünschenswert, differieren doch die ESG-Bewertungen der ESG-Agenturen zum Teil erheblich. Auch die ESMA sieht eine Regulierung der ESG-Ratingagenturen als wichtig an, so LBBW Research in einem Papier vom 24.2.2021, vor allem in Hinblick auf eine Steuerung der Finanzströme in nachhaltige Projekte und Vorhaben im Rahmen des „Green Deals“ der EU. „Zum anderen beobachtet die ESMA die Oligopolisierung des Marktes für ESG-Ratings mit Sorge.“1

ESG-Kriterien

Was hat es nun mit den drei Buchstaben E, S und G zur Bewertung eines verantwortungsvollen Investments gemäß den Prinzipien für verantwortliches Investieren (UN PRI) auf sich?

E wie Environmental

Bei diesem Kriterium schauen die ESG-Ratingagenturen darauf, welche Rolle und Haltung ein Unternehmen in Bezug auf seine Wirkung auf die Natur einnimmt. Angestrebt wird eine konsequente, nachhaltige Nutzung aller natürlichen Ressourcen und eine im Idealfall emissionsneutrale, mindestens aber emissionsarme Geschäftstätigkeit. Klima, Ressourcen, Wasser, Artenvielfalt sollen maximal geschont werden. Folgende Punkte fallen dabei unter anderem unter die erste Kategorie der ESG-Kriterien: Umgang mit dem Klimawandel, effizienter und verantwortungsbewusster Einsatz von begrenzten Ressourcen, nachhaltiges Energiemanagement, minimaler ökologischer Fußabdruck, Entsorgung oder Recycling von Rohstoffen und Abwasser. Klar ist, dass Unternehmen, die diese Kriterien nicht berücksichtigen, zukünftig massive Risiken in Bezug auf finanzielle Einbußen, Strafverfolgung oder Imageschäden in Kauf nehmen.

S wie Social

Wie steht es in einem Unternehmen in Bezug auf soziale Aspekte? Darum geht es bei der Bewertung der S-Kriterien. Untersucht werden die sozialen Aspekte der Unternehmenstätigkeit, zum Beispiel: Arbeitsbedingungen, Arbeitnehmerschutz, Menschenrechte, Diversity, Gesundheit der Mitarbeiter, Arbeitssicherheit. Auch auf diesem Feld kann sich ein Unternehmen, das ein gutes ESG-Rating anstrebt, keinerlei Nachlässigkeit erlauben.

G wie Governance

Das englische Wort Governance kommt ursprünglich vom Lateinischen „gubernare“ und bedeutet so viel wie steuern, führen. Bei der Bewertung der Governance geht es also darum, wie ein Unternehmen seine Geschäfte führt und wie es sich gegenüber Mitarbeitern, Anteilseignern, Gesellschaft und Staat verhält. Aspekte, die untersucht werden, sind u.a.: Vorstandsvergütungen, Zusammensetzung des Vorstands, Datenschutz, Fairness im Umgang mit Geschäftspartnern, Steuerehrlichkeit, Wettbewerbsverhalten, Korruptionsvorwürfe.

ESG hat Zukunft

Dass das Thema ESG auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird, ist unzweifelhaft. Dazu wird nicht nur der Green Deal der EU beitragen, sondern dies sehen auch Finanzentscheider so, die das Magazin FINANCE gemeinsam mit der LBBW für die FINANCE-Studie 2021 befragt hat:

„Die Ergebnisse der Befragungen unter Finanz- und Unternehmensentscheidern zeigen eindeutig, dass das Thema Nachhaltigkeit seine Nische verlassen hat. Viel mehr noch: Nachhaltigkeit wird in Zukunft Standard sein. Viele Unternehmen und ihre Finanzabteilungen setzen bereits auf nachhaltiges Wirtschaften und übernehmen ökologische sowie gesellschaftliche Verantwortung. Künftig gilt es, die unternehmenseigenen Nachhaltigkeitsaktivitäten sowohl für interne als auch externe Stakeholder noch transparenter und nachvollziehbar zu machen.“2

ESG in der Praxis der SHS

Wie bereits erwähnt spielt das Thema „Socially Responsible Investing“ für die SHS als Healthcare-Investor eine zentrale Rolle. Wenn die SHS eine Beteiligung in diesem Sektor eingeht, möchte das Unternehmen mit seinem Kapital und seiner Expertise dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden möglichst vieler Menschen zu verbessern. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt ein Blick auf die beiden SHS-Portfoliofirmen Selfapy aus Deutschland und Tyromotion aus Österreich.

Das Wachstumsunternehmen Selfapy bietet mit den zugelassenen und erstattungsfähigen Selfapy-Apps Menschen mit Depressionen oder Angststörungen schnell und unkompliziert Hilfe, bis diese einen Therapieplatz gefunden haben.

Tyromotion produziert Hightech-Reha-Systeme für die oberen und unteren Extremitäten des Menschen. Mehr als 3500 Tyromotion-Geräte sind derzeit in 55 Ländern im Einsatz. Mit ihnen gewinnen Patienten nach einem Schlaganfall, einem Unfall, bei Multipler Sklerose oder nach Rückenmarksverletzungen wieder Lebensqualität und Bewegungsfreiheit in Richtung eines selbstbestimmten Lebens.3

Diese beiden Beispiele zeigen, dass der Gesundheitsmarkt mit seinen exzellenten Wachstumsprognosen geradezu prädestiniert ist für das Thema ESG-Investing. Die SHS als spezialisiertes Private-Equity-Unternehmen wird hier auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und zeigen, dass Rendite und sozialverantwortliches Investieren kein Widerspruch sind.

Quellen:

1 LBBW Research: https://www.lbbw.de/konzern/research/2021/blickpunkte/20210224-lbbw-blickpunkt-financials-esma-will-esg-ratingagenturen-an-leine-nehmen_acnxgi8e8a_m.pdf
2 FINANCE: https://www.finance-magazin.de/nachhaltigkeit-und-green-finance/
3 SHS Newsletter 8/2021: https://www.shs-capital.eu/esg-investing-bei-der-shs-teil-3/