
Einige von Ihnen haben es vielleicht schon gehört oder gelesen: Das Fundraising für unseren Fonds SHS VI ist angelaufen. Mit einem geplanten Zielvolumen von 200 Millionen Euro werden wir mit diesem sechsten Fonds rund 15 Beteiligungen in der europäischen Healthcare- und Medtech-Industrie eingehen. Als spezialisierter Healthcare-Investor suchen wir gezielt nach Wachstumsunternehmen und Mittelständlern, die wir mit Sektorexpertise und Kapital weiterentwickeln wollen.
Fundraising: eine Begriffsklärung
Woher kommt eigentlich der Begriff Fundraising, und welche Arten von Fundraising unterscheidet man? Höchste Zeit für ein paar klärende Zeilen. Wenn Sie das Wort Fundraising googeln bekommen Sie innerhalb einer knappen Sekunde 126.000.000 Treffer. Keine Sorge, die gehen wir jetzt nicht alle durch. Festhalten können wir aber schon mal, dass viele dieser Treffer mit dem Fundraising für gemeinwohlorientierte Organisationen in Verbindung gebracht werden.
Wahrscheinlich sind die meisten von uns schon mal im Rahmen einer Fundraising-Kampagne von einer gemeinnützigen Organisation angesprochen oder angeschrieben worden. Caritas, Misereor, das Rote Kreuz, die Seenotretter, Ärzte ohne Grenzen, der WWF, u. v. m.: alle diese Organisationen sind auf Spendengelder (bisweilen auch Sachspenden) angewiesen, damit sie ihre zentrale, gemeinnützige Aufgabe erfüllen können.
Professor Dr. Michael Urselmann von der Technischen Hochschule Köln1 hat Fundraising kurz und knackig so definiert:
„Fundraising ist die systematische Analyse, Planung, Durchführung und Kontrolle sämtlicher Aktivitäten einer gemeinwohlorientierten Organisation, welche darauf abzielen, alle benötigten Ressourcen (Geld-, Sach- und Dienstleistungen) durch eine konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Ressourcenbereitsteller (Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen, öffentliche Institutionen) zu möglichst geringen Kosten zu beschaffen.“2
Wenn wir also im Rahmen einer Altkleider-Sammelaktion des DRK unseren Kleiderschrank ausmisten und zwei, drei Kleidersäcke bei der Sammelstelle abgeben, dann kann man auch diese Aktion unter einem erfolgreichen Fundraising verstehen. Denn das Deutsche Rote Kreuz, das zur Spende aufgerufen hat, hilft mit unserer Kleiderspende (Ressource) zum Beispiel Obdachlosen und erfüllt damit einen gemeinwohlorientierten Zweck.
Neben dem Einwerben von Sach- und Geldspenden werben gemeinwohlorientierte Organisationen mit gezielten Fundraising-Aktionen bei ihren Zielgruppen manchmal auch die Ressource Zeit ein. Gesucht werden dann zum Beispiel freiwillige Helferinnen und Helfer, die eine Dienstleistung erbringen. Im Zuge der jüngsten Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind dem Aufruf verschiedener Non-Profit-Organisationen tausende Helferinnen und Helfer gefolgt und haben ihre Freizeit „gespendet“, um den Opfern der Flutkatastrophe persönlich vor Ort zu helfen.
Väter des Fundraising
Bevor wir uns weiter mit dem Thema Fundraising, auch im Zusammenhang mit Private Equity, befassen, ein paar Worte zur Etymologie. Fund kommt aus dem Englischen und bedeutet unter anderem Mittel; to raise wird übersetzt mit beschaffen. Es geht also um die Beschaffung von Mitteln (Spendengelder, Sachmittel, Zeit usw.). Systematisches Fundraising für gemeinnützige Organisationen, wie man es heute kennt, wurde übrigens in den USA am Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden. Charles Sumner Ward und Frank L. Pierce gelten in der Literatur als „Fathers of Fundraising“. Ward und Pierce sollten systematisch und professionell noch fehlende Geldmittel für den Bau des YMCA-Gebäudes in Washington D.C. eintreiben. Die beiden waren mit ihrer professionellen Kampagne mehr als erfolgreich. Das Gebäude kann man noch heute in D.C. besichtigen.
Professionelle Fundraiser
Zwei Dinge macht dieses historische Fundraising-Beispiel deutlich. Fundraising kann, wie schon erwähnt, von den verschiedensten privaten, aber auch staatlichen Organisationen betrieben werden. Das können Stiftungen sein, Kirchen, Universitäten, Hilfsorganisationen, Menschenrechtsorganisationen, Museen, NGOs usw. usw. In den USA ist es zum Beispiel gang und gäbe, dass Universitäten Fundraising-Dinner veranstalten, auf denen dann für einen bestimmten Zweck Mittel eingeworben werden. Das Beispiel YMCA mit den beiden legendären Fundraisern Ward und Pierce zeigt aber auch, dass Fundraising schon früh von professionellen Dienstleistern betrieben wurde.
Fundraising professionell
Heute kann man sagen, dass Fundraising im Gemeinwohlbereich ohne professionelle Fundraising-Spezialisten praktisch nicht denkbar ist. Zu groß ist der Wettbewerb der Organisationen um die Spender. Wer hier erfolgreiches Fundraising betreiben möchte, setzt auf gezieltes Offline- und/oder Online-Fundraising. Der Deutsche Fundraising-Verband geht davon aus, dass in Deutschland rund 3.000 professionelle Fundraiser arbeiten. Dazu kommen die unzähligen ehrenamtlichen Fundraiserinnen und Fundraiser, die an unserer Haustür oder auf den Marktplätzen unserer Städte für ihre Organisation Mittel einwerben.
Online, offline, digital
Laut Deutschem Fundraising-Verband3 ist übrigens der klassische, personalisierte Brief immer noch eines der erfolgreichsten Mittel. Sehr erfolgreich, so der Fachverband auf seiner Homepage, sind aber auch klassische Face-to-Face-Maßnahmen wie zum Beispiel Werbestände in Innenstädten oder Haustürbesuche. Auch bildmächtige Spendenaufrufe im Fernsehen generieren in der Regel große Spendensummen.
Im Bereich Online-Fundraising via Internet sind als Maßnahmen unter anderem zu nennen: E-Mail-Newsletter, Promotions auf Social-Media-Kanälen, Suchmaschinen-Werbung usw. Daneben gibt es große Spendenportale, auf denen die verschiedensten Organisationen ihre Projekte vorstellen und um Spenden werben. Die bekannteste Plattform in Deutschland dürfte Betterplace.org sein. Über 30.000 geprüfte Projekte warten dort auf Unterstützer. Betterplace.org ist selbst nicht profitorientiert und gemeinnützig.
Digitales Fundraising geht über das Online-Fundraising via Internet hinaus. Maßnahmen beim digitalen Fundraising können sein: QR-Codes, Face-to-Face mit Tablets, SMS-Aufrufe, Messenger-Marketing, Einsatz von KI zur Datenanalyse, Apps, Augmented und/oder Virtual Reality usw.
Und was ist mit Sponsoring?
Wie das Fundraising ist auch das Sponsoring ein Vehikel der Mittelbeschaffung für einen bestimmen Zweck. Während allerdings in den USA Sponsoring Teil des Fundraising ist, ist dies im deutschsprachigen Raum nicht so. Vereinfacht gesagt: Eine Spende ist ein Geschenk, bei dem der Geber keine Gegenleistung erwartet. Sponsoring hingegen ist ein klares Geschäft. Der Trikotsponsor eines Fußballvereins zum Beispiel zahlt dem Verein eine bestimmte Summe und darf dafür auf die Trikots der Spieler sein Logo drucken. Der Sponsor erhofft sich von seinem Engagement einen größeren Bekanntheitsgrad und einen positiven Imagetransfer. Und am Ende, so die Erwartung, soll sich das in mehr Umsatz auszahlen.
Seriös und erfolgreich
Das A und O einer erfolgreichen Fundraising-Kampagne sind Seriosität und Professionalität. Die potentiellen Spender sollten in geeigneten Medien umfassend und transparent über die Aufgaben und Ziele der Organisation informiert werden, für die sie Ressourcen (Geld, Sachspenden, Zeit) spenden sollen. Darüber hinaus ist es hilfreich, wenn die Organisation geprüft und zertifiziert ist. Denn die Spender müssen Vertrauen haben, dass ihre finanzielle Zuwendung oder die Sachspende exakt dort ankommt, wo sie benötigt werden.
Private Equity und Fundraising
Neben dem Fundraising für gemeinwohlorientierte Organisationen gibt es, wie ganz am Anfang erwähnt, auch im Private-Equity-Bereich Fundraising. Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK versteht darunter das Einwerben von Anlagegeldern in einen Fonds, der diese Gelder dann wieder in Unternehmen investiert. Dass Fundraising im Bereich Private Equity eine zentrale Rolle spielt, zeigt die Entwicklung des eingeworbenen Kapitals von 2016 bis zum ersten Halbjahr 2021. So wurden im Jahr 2016 1,459 Milliarden Euro Kapital eingeworben. Im Jahr 2020 waren es 3,532 Milliarden Euro und allein im ersten Halbjahr 2021 haben die Private-Equity-Firmen 3,341 Millionen Euro bei ihren Investoren einwerben können.4
Aktuell läuft bei der SHS aus Tübingen das Fundraising für den Fonds SHS VI. Die SHS als erfahrener, spezialisierter Brancheninvestor im Bereich Healthcare konzentriert sich bei ihren Fundraising-Aktivitäten auf institutionelle Investoren, Versorgungswerke, Pensionsfonds, Family Offices, Banken, Versicherungen und Investoren aus der Industrie. Ziel ist es, rund 200 Millionen Euro für den Fonds einzuwerben und damit in rund 15 Wachstumsunternehmen auf dem europäischen Healthcare-Markt zu investieren. Nach den Erfolgen der Fonds SHS I bis SHS V sind die Expertinnen und Experten bei der SHS überzeugt, dass sie auch mit ihrem Fonds SHS VI das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger rechtfertigen werden. Der Bereich Healthcare wird angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen im Gesundheitswesen weiter wachsen.
Quellen:
1 https://wirtschaftslexikon.gabler.de/autoren/prof-dr-michael-urselmann-400
2 https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/fundraising-36017
3 https://www.dfrv.de/
4 BVK https://www.bvkap.de/